Früher machte man Kanonenbootdiplomatie, heute macht man Preisdiplomatie.

Fall 1: China und Australien. Australien stichelt seit Jahren gegen Chinas Menschenrechtsverletzungen (Australien, wir erinnern uns, hat selbst gerne mal Flüchtlinge in Seenot ertrinken lässt. Und jetzt hat Australien auch noch offen von China Aufklärung über den Ursprung von Covid-19 gefordert. Da ist den Chinesen die Hutschnur geplatzt und jetzt achten die Chinesen selber mal ein bisschen auf Details. Details wie:

Aus China heißt es seit November: Der australische Hummer sei zu stark mit Schwermetallen wie Cadmium belastet.

Und Details wie:

Eine Autostunde weiter liegt das Barrosa Valley mit seinen berühmten Rebsorten Shiraz und Cabernet Sauvgnon: 40 Prozent der Exporte gingen bis 2020 ins Reich der Mitte. Seit vergangenem Jahr wirft China aber Australien Preisdumping vor. Die Folge: Strafzölle von bis zu 212 Prozent. "Das ist kompletter Unsinn", sagt John Geber vom Weingut Chateau Tanunda.

Fall 2: Russland und die EU.

Europas Gasspeicher leeren sich, die Preise steigen stark. Experten vermuten, dass der russische Gazprom-Konzern mit geringeren Lieferungen Druck machen will - damit die Pipeline Nord Stream 2 fertiggestellt wird.

Das gab es wohl diverse Lieferausfälle wegen Bauarbeiten und Ausfällen. Gut, das ist nicht unplausibel, denn natürlich macht man Bauarbeiten im Sommer, wenn das Gas nicht so dringend gebraucht wird wie im Winter. Allerdings:

Nach Auskunft des ukrainischen Pipelinebetreibers hat Gazprom für den August keine höheren Durchlasskapazitäten bestellt. Dies habe den Preisanstieg weiter beschleunigt. Offenbar befürchte Gazprom, dass es bei der Pipeline Nord Stream 2 doch noch Probleme geben könnte - trotz der jüngsten Einigung mit den USA.

Nord Stream 2 ist so gut wie fertig, soll bie Ende des Monats betriebsbereit sein.

02.08.2021