Seit ein paar Tagen kursiert die Nummer mit Habeck und Graichen und dem Öko-Institut. Ich las zuerst davon im Tagesspiegel. Die ganze Nummer riecht ein bisschen nach Vetternwirtschaft. Es gibt da im Öko-Institut ein paar hochrangige Mitarbeiter, die familiäre Beziehungen zu Habeck und Staatssekretären im Wirtschaftsministerium haben.

Der Vorwurf ist, dass die Grünen jetzt Aufträge an das Öko-Institut vergeben, von denen die familiären Bekannten dort etwas haben.

Ist das Vetternwirtschaft? Ein bisschen ein Geschmäckle hat es auf den ersten Blick. Aber ich will mal versuchen, das andersherum zu formulieren.

Das Öko-Institut ist die Anlaufstelle für Klimaschutzfragen und so. Schon länger als die Grünen Regierungsbeteiligung haben. Das Öko-Institut ging aus der Anti-Atomkraft-Bewegung hervor und wurde 1977 (!) gegründet. Die Grünen wurden 1980 gegründet. Das Institut ist älter als die Partei.

Aus meiner Sicht müssten die Grünen also eher begründen, wenn sie jemand anderem Aufträge geben würden, als wenn sie denen Aufträge geben. Das Öko-Institut ist übrigens ein e.V., das sich über Drittmittel aus Projekten, Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanziert. Die sind also unabhängiger als alle Industrie-Experten, und wenn man sich die Drittmittelquellen anguckt, dann vermutlich auch unabhängiger als die meisten Universitäten, die schon mit sich ringen müssen, keine Drittmittel von Militärs anzunehmen.

Wenn die Grünen also dem Öko-Institut Aufträge geben, finde ich das nicht anrüchig oder auch nur erklärungsbedürftig. Wenn Familienmitglieder von dem Habeck da arbeiten, deute ich das eher positiv. Der Habeck hat Familienmitglieder, die aktiv gegen den Klimawandel mithelfen wollen, und dafür die (vermute ich mal) deutlich weniger luxuriösen Gehälter gegenüber einem Posten in der Wirtschaft hinzunehmen, weil es um die gute Sache geht.

Aber ja. Ein gewisses Geschmäckle gibt es. Wenn jetzt jemand zeigen könnte, dass diese Leute irgendwie inkompetent oder von der Industrie gekauft sind oder so. Aber die Frage hat soweit ich sehen kann nicht mehr irgendjemand auch nur gestellt. Insofern ist das aus meiner Sicht ein fetter Nothingburger.

Wieso spreche ich das dann jetzt überhaupt an? Weil ich mich endlos darüber aufregen könnte, dass ausgerechnet die CDU es wagt, hier einen auf dicke Hose zu machen und Korruption zu brüllen. Die Partei mit den "jüdischen Vermächtnissen"! Die Partei mit dem Kanzler, der nicht sagen wollte, von wo die Gelder kamen. Die Partei mit dem späteren Finanzminister, der Koffer voller Bargeld unklarer Herkunft persönlich transportiert hat. Die Partei mit der Flick-Affäre. Wenn man die CSU dazunimmt: Die mit der Amigo-Affäre! Die mit den Masken-Affären!

Die korruptesten Kriminellen im Parlament wagen es, jetzt auf andere zu zeigen, und denen Korruption vorzuwerfen?! Ich fass es nicht!

Mit wem arbeitet denn das Wirtschaftsministerium sonst so zusammen, wenn nicht gerade die Grünen drinsitzen? Mit so Leuten wie INSM, dem ifo-Institut. Die Union ist so ein korrupter Haufen, dass es in der Anstalt eine Tafelnummer nur über deren Korruptionsskandale gab!

Da krieg ich echt Stresspickel vor Ärger. Die fucking CDU!!!

Update: Ach so, wie kam ich gerade darauf? Jemand hat mir eine Mail geschickt über einen Artikel. Der ist leider im Handelsblatt, das hier nicht verlinkt wird, bis die sich bei mir entschuldigen für die Paperboy-Nummer damals. Ich paraphrasiere mal: Wissing wollte einen Parteifreund als Chef der Autobahn-GmbH installieren. Business as usual, würde man denken, aber diesmal hat der Aufsichtsrat sich quergestellt und das verhindert. Wo bleiben denn da bitte die Rücktrittsforderungen der CDU?!

Oh, ein Detail noch. Wisst ihr, wie der Wissing überhaupt in den Bundestag gekommen ist? Der ist nachgerückt, weil Marita Sehn verstorben ist. Woran ist die verstorben? Die wurde vom Auto überfahren. Jetzt versteht ihr wahrscheinlich, wieso dem Wissing so wichtig ist, dass der Autoverkehr nicht eingeschränkt wird.

Update: Einen schönen Datenpunkt zu der Affäre hat Telepolis, die einen Öko-Wadenbeißer zu Wort kommen lassen, der mal die Positionen der Grünen mit dem vergleicht, was man wirklich tun müsste, wenn man die Spezies vor dem Klimakollaps retten wollte.

12.05.2023