In Dänemark gibt es gerade einen Geheimdienstskandal. Ja, ich weiß, der dänische Geheimdienst, da schreiben sich die Witze praktisch von selbst.
Es fing mit Snowden an. Der hat die US-Seite eines Deals mit den Dänen geleakt, der der NSA ermöglichte, Glasfaserkabel in Dänemark komplett abzuhören. Nicht "nur" Transit, auch Kommunikation von Dänen haben sie abgehört.
Auf dänischer Seite war das der Auslandsgeheimdienst. Der hätte das natürlich nicht machen dürfen, weil Dänen betroffen waren, aber das ist nicht der Skandal gerade.
Es gab einen jungen Geheimdienstler, der intern Protest einlegte gegen das Programm. Natürlich wurde das auf dem bürokratischen Weg nicht verfolgt und schnell eingestampft, aber der Typ fing dann an, verdeckte Audiomitschnitte von Meetings mit seinen Kollegen anzufertigen, wie sie über das Programm sprachen. Über 100 Stunden Audio. Diese Mitschnitte gelangten dann irgendwie in die Hände des dänischen Geheimdienst-Kontrollgremiums.
Die haben eine unabhängige Untersuchung angestoßen, die zum Ergebnis kam, dass das alles natürlich illegal und hoch verwerflich war, was der Geheimdienst da gemacht hat. Also hat die Regierung ein Gegen-Gremium einberufen, mit von der Regierung ernannten (also nicht unabhängigen) Mitgliedern, die die unabhängige Untersuchung überstimmten und in der Rundablage abhefteten.
Soweit die Vorgeschichte. Dann haben sie am Flughafen den suspendierten Geheimdienstchef verhaftet und eingelocht. Gegen ihn und seinen damaligen Minister-Chef haben sie Anklage erhoben, wegen Geheimdienstverrats.
Welches Geheimnis sollen sie denn verraten haben? Na die Existenz des Programms! Der suspendierte Geheimdienstchef hat darüber mit seiner 84-jährigen Mutter geredet, und seiner Partnerin, und einem alten Freund. Und ein paar Journalisten, die ihm helfen sollten, negative Berichterstattung anderer Journalisten über seinen Geheimdienst zu kontern.
Woher wissen die das? Nun, jetzt kommen wir zum Herz des Skandals. Sein Geheimdienst hat seine Wohnung und sein Auto komplett verwanzt, und sein Feriendomizil. Die Bänder davon sind jetzt die Beweise der Anklage gegen ihn.
Und was ist mit dem Minister? Noch besser! Der hat im Fernsehen das Programm erwähnt. 2021. Das seit 2014 öffentlich bekannt war, dank Snowden.
In December 2021, a week after the Frederiksen, the former minister, mentioned the NSA cable-tapping deal on television, police officers turned up at his home. Standing outside the thatched fisherman’s cottage, the officers informed the 76-year-old he’d been charged with treason.
Ja, äh, aber das ist doch dann kein Geheimnis mehr, wenn es bereits öffentlich diskutiert wurde? Nun, doch, findet die aktuelle Regierung.
“The present government is of the opinion that a secret is a secret,” Frederiksen says. “It might have been described in the newspapers, but they still say it’s a secret.” In court, the trial is expected to turn on whether an open secret can still be a state secret.
Was für Sprallos. Keiner von denen denkt an irgendeiner Stelle darüber nach, wie das wohl wäre, wenn ihre Nachfolger ihre Präzedenzfälle und ihren Überwachungsapparat mal gegen sie einsetzen würden.
Es hätte niemanden verdienteren treffen können, wenn ihr mich fragt.